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Gelassenheit in stürmischen Zeiten

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Gelassenheit in stürmischen Zeiten –

und warum wir wieder mehr Kontakt zur Natur und zu unseren Sinnen brauchen

von Michaela Knabe, coachdogs® Akademie

 

Das Leben ist heute sicherer und sollte eigentlich äußerst entspannt sein. Wir haben gefüllte Kühlschränke, schnelle Autos und wirksame Medikamente. Und doch ist unsere heutige Zeit von Unsicherheit und Überforderung geprägt. Bezogen auf die Arbeitswelt fühlt es sich mitunter manchmal ziemlich anstrengend an, täglich Teil dieses Systems zu sein.

 

Ein Grund dafür ist die Beschleunigung der technischen Entwicklung, die zu schnelleren Veränderungen in der Wirtschaft und der Gesellschaft führt – und die viele Menschen nicht mehr verstehen. Früher haben die Menschen zwar auch nicht in einer statischen Welt gelebt, doch was sie in der Jugend gelernt haben, war für sie als Erwachsener weiterhin wichtig und wertvoll. Im ersten Lebensabschnitt wurde gelernt und im zweiten dann gearbeitet. Das ist heute nicht mehr so. Das meiste, was wir heute in der Schule lernen, ist spätestens dann überholt, wenn wir die Schule verlassen. Wir müssen uns im Laufe des Lebens ständig und immer wieder neu erfinden. Menschen verändern sich nicht gerne, doch die Welt dreht sich nicht langsamer, sondern immer schneller – und das stresst.

 

Nach rein objektiven Maßstäben geht es uns heute besser denn je. Der Punkt ist jedoch: In solchen Situationen des Wohlstands passen Menschen ihre Erwartungen an. Wir halten heute Dinge für selbstverständlich, von denen unsere Vorfahren noch nicht einmal träumten. Und wenn wir nicht bekommen, was wir erwarten, dann sind wir enttäuscht oder verärgert. Ein Grundproblem in der Gesellschaft ist, dass die Zufriedenheit von den Erwartungen der Menschen abhängt, nicht von ihren objektiven Lebensumständen. Doch was treibt diese Entwicklung? Die Antwort ist: Es geht um Effizienz und Optimierung. Für den Chef ist es natürlich besser, wenn wir dauernd unsere Mails checken und ständig erreichbar sind anstatt Entspannungsübungen zu machen. Dieses System haben wir selbst geschaffen. Die extreme Effizienz der modernen Wirtschaft, Industrie und Kommunikation hat ihre Vorzüge, aber eben auch ihren Preis.

 

Der Stress unserer „immer-schnell-höher-weiter-Haltung“ ist zu großen Teilen hausgemacht. Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen, jedoch nicht auf der Ebene von möglichst vielen Facebook-Freunden. Die natürliche soziale Gruppe, die uns die notwendige emotionale Sicherheit gibt, umfasst seit jeher nur ein paar wenige Personen. Wir denken und leben in viel kleineren sozialen Zusammenhängen. Doch diese lokalen Gemeinschaften lösen sich mehr und mehr auf. Emotional sind wir daher viel verletzlicher und verwundbarer als früher. Je größer die Stadt, desto einsamer fühlen sich oft die Bewohner.

 

Das liegt unter anderem auch daran, dass wir den Kontakt zur Natur und zu unseren Sinnen verloren haben. Als Jäger und Sammler mussten wir auf jedes Geräusch achten, auf Gerüche, die uns vor Gefahren warnten. Wer sich nicht auf seine Sinne verlassen konnte, für den konnte eine Situation schnell gefährlich werden. Die technischen Entwicklungen der letzten Jahre haben diese Art von Aufmerksamkeit überflüssig gemacht. Immer mehr Aufgaben werden auf das Smartphone verlagert. Wir lassen uns von Google Maps leiten und verlieren unseren Orientierungssinn. Wenn die App abstürzt, sind wir hilflos. Wir bezahlen mit Kreditkarte, starren aufs Smartphone und nehmen nicht mehr wahr, was um uns herum geschieht. Zuhause schauen wir dann fern oder checken Mails, während wir die Pizza essen, die wir gerade online bestellt haben.

 

Menschen achten heute mehr auf ihre technischen Geräte als auf ihre Sinne. Und wir widmen den sozialen Netzwerken mehr Aufmerksamkeit als den Dingen, die direkt um uns herum passieren. Dieser Verlust des Kontakts zu unseren Sinnen verstärkt häufig das Gefühl von Entfremdung und Unsicherheit. Um diesen Verlust zu kompensieren, gehen wir dann zum Yoga. Nach 8 Stunden am Laptop tut eine Stunde Yoga auch sehr gut, doch es ist weit entfernt vom Sinnesbewusstsein unserer Vorfahren.

 

Es geht nun nicht darum, dass die moderne Welt schrecklich ist und wir alle wieder im Wald leben sollten. Wir sollten auch nicht die erstaunlichen positiven Errungenschaften dieses Systems vergessen. Doch auf dem Weg zu Freiheit und Wohlstand ging in der Wahrnehmung der Menschen einiges schief. Das mittlerweile weit verbreitete Gefühl, dass die Welt in einem furchtbaren Zustand ist und alles in die Brüche geht, ist vor allem eine Vorstellung. Es ist das bekannte Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung. Die Menschen empfinden ihre Situation als schlecht oder fühlen sich bedroht und nehmen dann nicht mehr wahr, was tatsächlich ist. Ängstliche Menschen treffen schlechte Entscheidungen, vor allem, wenn sie aus irrationalen Gründen ängstlich oder unsicher sind. Dann geraten die Dinge oft sehr schnell außer Kontrolle.

 

Menschen sind schlaue Tiere, doch wir neigen auch dazu, dumme Fehler zu machen, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Wer Zeit hat, 80 Stunden in der Woche zu arbeiten, sollte sich auch Zeit dafür nehmen, sich Pausen zu erlauben. Vielen von uns fällt das schwer, weil wir es in einer Gesellschaft, die auf Effizienz getrimmt ist, verlernt haben. Sich Zeit für wirklich wichtige Dinge nehmen, das Leben bewusst wahrnehmen und gut für sich selbst sorgen – und das nicht nur am Wochenende. Die Welt bei einem Spaziergang mit allen Sinnen entdecken, anstatt in Facebook Timelines und Instagram Profilen. Die äußere Welt ändert sich dadurch nicht – doch wir werden sie ganz anders und vor allem gelassener erleben.

 

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