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Sabine Asgodom

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Sabine Asgodom über Coaching und das Glück der Pellkartoffeln

 

Geht es um Coaching, Selbst-PR und um Authentizität fällt spontan ihr Name: Sabine Asgodom. Deutschlands Erfolgs-Coach, Management-Trainerin, Autorin zahlreicher Bestseller und neuerdings Herausgeberin der Coaching Zeitschrift „Coaching Heute“.

 

Ihre Natürlichkeit und Offenheit für den Menschen hat sich die erfolgreiche Coaching-Expertin bewahrt, fern liegen ihr aufgesetzte Smalltalks oder prominente Allüren. Sie ist wie sie ist: offen, herzlich, echt. Ihre Schule war und ist das Leben. Das merkt man ihr an. Menschen Mut machen, den eigenen Weg zu gehen. Ihre Bücher handeln davon, in ihren Coachings geht es so oft genau darum. So ist es nicht verwunderlich, dass sie aktuell gerade in Zeiten der Krisengespräche und beschworenen Untergangsszenarien gemeinsam mit ihrem Mann an einem neuen Buchprojekt arbeitet. „Das Glück der Pellkartoffeln – vom Luxus der Zufriedenheit“ – so der Titel. Wie wohltuend. Nicht hochtrabendes Zeigefinger Erheben!
Keine Forderung nach der „Rückkehr alter Werte“ (Anm. der Autorin: Was heißt dies überhaupt?). Worte direkt aus dem Leben. Ein Plädoyer für die Zufriedenheit mit den Dingen, die wir so oft nicht mehr sehen und die uns auf der täglichen Suche nach noch mehr „schönen Dingen“ wohl einfach verloren gegangen ist.

 

Dies alles macht mich neugierig. Einige Fragen habe ich mir notiert. Und gleich bei der ersten Frage spüre ich: Coaching. Das ist Sabine Asgonom’s Welt. Darin geht sie auf. Ich möchte wissen, was Coaching überhaupt ist für sie, wie sie es definiert.

 

„Coaching, das ist die Begleitung von Menschen, beste Alternativen und Lösungen zu finden für aktuelle Fragen, Probleme, Themen. Ziel ist dabei immer, dass der Mensch die Lösung selbst findet.“

 

Der Coach solle ein „Törchen öffnen“, ein breiteres Blickfeld, andere Perspektiven ermöglichen. Da ich selbst als Coach aktiv bin, vergleiche ich ihre Definition mit einer wie ich finde passenden Bemerkung einer Mutter, die ich einmal gecoacht habe: Es ist wie mit Kindern. Auf die Füße stellen können wir sie, laufen müssen sie dann selbst.

 

„Es geht mir um den Menschen. Natürlich ist Fachwissen eine Grundlage, und Handwerkszeug ist für die Arbeit als Coach wichtig. Immer aber gilt: Der Mensch kommt vor der Methode.
Die Menschen tragen die Lösung meist in sich. Es ist immer wieder eine tolle Erfahrung, zu erleben, wie Menschen diese Lösung selbst Schritt für Schritt aus sich herausholen.“

 

Dies erinnert mich an die Sokratik, mit der ich mich seit einiger Zeit beschäftige. Sokrates nannte genau dies „Mäeutik“ – Hebammenkunst. Er verstand sich somit lange bevor es Coaching gab bereits als Geburtshelfer für die richtige Lösung, die im Menschen selbst liegt. Sokrates ist lange tot. Was braucht denn nun ein solcher „Geburtshelfer“, sprich Coach, heute?

 

„Ein Coach braucht vor allem Lebenserfahrung, die Fähigkeit sich selbst reflektieren zu können. Er sollte eigene wichtige Lebensentscheidungen getroffen und für sich Dinge geklärt haben. Und förderlich ist auf jeden Fall, selbst einmal „in einem Loch gesessen“ zu haben. Wie auch immer dies aussah. Die Überwindung einer Krise ist immer eine Herausforderung, an der jemand wächst. Ein Coach sollte außerdem sehr gut zuhören können und eigene Lösungen hinten anstellen.“

 

Hierin liegt dann auch der große Unterschied: Der Profi-Coach nimmt sich selbst aus dem Spiel. Tippgeber und „Experten“, die jederzeit die passende Lösung parat haben, treffen wir ja oft genug. Wenn man täglich mit fünf Hunden unterwegs ist beispielsweise. „Experten“ für jedes Problem, nie verlegen um einen nicht angefragten Rat für das ein oder andere, was gerade aufgefallen war, lauern überall. Und die Verwirrung ist komplett! Professionelle Coaches gehen mit Menschenkenntnis ans Werk. Ihre Lebenserfahrungen lehrt sie vor allem Zurückhaltung in „weisen“ Ratschlägen. Wobei auch hier kein Dogma aufgebaut werden sollte.

 

„Nicht diese oder jene Schule zählt. Es ist, und das betone ich bewusst, die andere und neue Perspektive, die ein Coach hervorlockt mit viel Gespür für den jeweiligen Menschen, der gerade vor ihm/ihr sitzt.“

 

Menschen, die sich coachen lassen, sitzen bei einem seriösen Coach also nicht vor einem Problemlöser. Nun, das bewegt mich zu der Frage nach der Eigenverantwortung. Wie viele Menschen lechzen nach der einfachen Lösung, jemandem, der ihnen das Problem abnimmt, nach der „Wunderpille“ – Wirkung sofort garantiert. Wie geht Sabine Asgodom hiermit um?

 

„Eine gute Möglichkeit ist, den Menschen Alternativen aufzuzeigen. Mein Ansatz ist z.B. das „Alternativrad“. Sie notieren eine mögliche spontane Lösung, vielleicht eine erste Idee. Die Stimmen und Meinungen anderer Personen hierzu werden dann darum gesammelt. Meinung 1, Meinung 2, Meinung 3. Dies ermöglicht, einmal eine andere Perspektive einzunehmen, die Sichtweisen anderer Menschen oder auch eigene unterschiedliche Perspektiven abzuwägen. So werden unterschiedliche Alternativen in all ihren Facetten betrachtet, und daraus können mögliche Lösungswege Schritt für Schritt abgeleitet werden. Wichtig ist hierbei vor allem die Frage: „Was wollen Sie?“ Wie oft höre ich als Coach: „Ich muss dies oder das….“ Warum? Wer sagt dies? Oft kommen dann alte Muster hervor. Prägungen vom Vater, den früheren Lehrern, wer auch immer. Hier ist es wichtig, zum Kern zu kommen: Was möchte dieser Mensch wirklich? Hier braucht der Coach Fingerspitzengefühl und, wie oben bereits erwähnt, ein sensibles offenes Ohr.“

 

Das finde ich spannend. Sich selbst Alternativen offen zu lassen, alternative Wege zuzulassen, das erfordert eine gewisse Flexibilität. Nicht am Ziel „festkleben“ oder am Zeitraum, in dem dieses Ziel erreicht werden muss.
Nur eine flexible Einstellung ermöglicht uns vermutlich den Raum für kreatives Schaffen. Dies erinnert mich an die vielen Schulen und Dogmen im Umgang mit Hunden. Da binden sich Menschen immer und immer wieder an eine Methode, lassen keinen Raum für Alternativen im Umgang mit ihrem Hund und schaffen so größere Probleme als sie vorher hatten.
Für mich persönlich habe ich hier den Satz definiert: Konsequenz, ja. Nur im richtigen Moment fünf gerade sein lassen. Nicht dies oder das muss ich schaffen, eher dies oder das kann und möchte ich heute erreichen. Und es gibt unterschiedliche Wege dorthin.

Mitunter gehen Menschen merkwürdige Wege. Immer dort wo jemand auf der Suche nach Lösungen ist, finden sich schnell Angebote, Kurioses eingeschlossen. Die Coaching-Szene ist denn ebenso wie die Hundewelt oft ein verwirrender Dschungel verschiedenster Lösungswege. Das Kurioseste für Sabine Asgodom:

 

„Ich habe einmal ein Angebot gesehen, welches mit dem Satz „Charisma in 3 Tagen“ angepriesen wurde. Solche Angebote, mit ähnlichen Slogans groß und bunt beworben, sind keine Seltenheit, spielen sie doch wieder mit dem Wunsch der Menschen, in vorgegebenen Rastern eine Lösung zu erhalten. Versprechungen dieser Art haben niemals etwas mit seriösem Coaching zu tun.“

 

Gleich hiernach kommt wieder Sabine Asgodoms Offenheit heraus. Auf meine Frage ob sie sich selbst coachen lasse, antwortet sie ohne Umschweife, dass sie lange Zeit eine ältere Frau mit viel Lebenserfahrung als Coach hatte. Durch schwierige Zeiten habe diese sie begleitet. Das habe sie reifen lassen. Ebenso entwickele sie sich täglich in der Beziehung zu ihrem Mann, dem Diplom-Psychologen, Journalisten und Experten für positive Psychologie, Siegfried Brockert, weiter.

 

„Wir haben eine wunderbare Beziehung, eine Seelenverwandtschaft. Wir entdecken gemeinsam gerade in den kleinen Freuden des Alltags das Wunderbare, Kraftgebende. Genau dies hat uns gerade in den vielen aktuellen Diskussionen um Krisen, Verzicht, Ängste und Hoffnungen zu unserem gemeinsamen Buch inspiriert. Wir rufen auf zu Eigeninitiative. Und dazu, das Lebensglück nicht immer im „Noch-Mehr“ zu suchen sondern im Einfachen. In einem schönen Pellkartoffel-Essen mit lieben Freunden zum Beispiel.“

 

Das lässt mich nachdenken. Mein Leben heute, mein Lebensglück. Gerade liegt es neben mir. Das Glück sind genau fünf Hunde. Jeder für sich eine echte Persönlichkeit. Sie haben mich Vieles gelehrt die letzten Jahre. Sie haben genau das geschult, was uns so oft verloren geht. Den Blick für die vermeintlich kleinen Dinge: Die Schönheit eines Morgenspaziergangs, der Geruch von frisch gewachsenem Moos im Wald, die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling. Und vor allem eines, worin Hunde Meister sind: Den Augenblick zu genießen. Das, was gerade ist. Nicht ständig im Ärger über Vergangenes oder in Ängsten und Sorgen um die Zukunft zu erstarren. Das, was ich gerade tue oder habe. Das ist, was zählt. Hat Sabine Asgodom eine Beziehung zu Tieren, möchte ich wissen.

 

„Ich selbst habe niemals einen Hund besessen. Als Kind hatte ich einen Wellensittich und eine Schildkröte. Meine Erinnerung daran ist vage. Ich erinnere mich allerdings an eine Begebenheit in Zusammenhang mit dem Hund unserer damaligen Nachbarin. Ich denke, ich war etwa 2 Jahre alt, als meine Mutter mich dabei beobachtete, wie ich dem weißen Spitz Fiffy unbedingt beibringen wollte, „Sabine“ zu sagen. Ich versuchte es verzweifelt, allerdings ohne Erfolg. Meiner Mutter gelang es schließlich, mich davon zu überzeugen, dass ein Hund nicht „Sabine“ sagen kann. Wir haben es dann dem Wellensittich beigebracht, was mich einigermaßen beruhigte. Später fuhren wir regelmäßig in ein Ferienhaus im Allgäu. Mit dem Hund von Freunden, „Hugo“, unternahmen wir lange Ausflüge. Er war unermüdlich und ein dankbarer Begleiter.“

 

Nun muss ich schmunzeln über die Kindheitserinnerungen. Ist es nicht schön, was Kindern einfällt? Sie versuchen einfach etwas. Sie geben nicht sofort auf. Und wenn es nicht der Hund ist, so versteht der Wellensittich halt die Aufgabe.
Da wären wir wieder bei Flexibilität und Kreativität. Da sollten wir manches Mal ruhig wieder Kinder werden. Nun arbeite ich ja täglich daran, den Menschen näher zu bringen, ihre Hunde zu verstehen, quasi „Hündisch“ zu lernen. Und auf meine Frage, ob Sabine Asgodom sich vorstellen kann, dass Menschen persönlich reifen im Kontakt zu ihren Hunden, antwortet sie spontan.

 

„Ich bin sicher, dass sie dies können. Ich kenne eine Familie, deren Hund meiner Ansicht nach der Chef im Haus ist. Sie können überhaupt nicht mit ihm umgehen. Sprechen ihn unsicher an. Das bemerke sogar ich, wo ich sonst gar keinen Kontakt zu Hunden habe. Und ich denke, er versteht nicht, was sie von ihm wollen oder welche Rolle er hat. Diese Menschen sind verzweifelt, weil sie schon so Vieles ausprobiert haben. Allerdings hinterfragen sie niemals sich selbst. Sie bekommen diesen und jenen Tipp, wenden diese auch an, aber echte Überzeugung will da bei mir nicht ankommen. Und diese Unsicherheit merkt man natürlich auch von Mensch zu Mensch. Insofern würden sie vermutlich auch einiges über sich selbst lernen, wenn sie diesen Hund verstehen und einen anderen Umgang mit ihm finden würden. Dies würde vermutlich einen großen Leidensdruck von dieser Familie nehmen.“

 

Das ist natürlich jetzt sehr spannend für mich. Und ein Beweis für mich, dass auch Menschen, die sonst gar nicht mit Tieren umgehen, bemerken, wie sehr sich der Umgang mit unseren vierbeinigen Begleitern, insbesondere Hunden, auf unsere Persönlichkeit auswirkt. Sind wir zufrieden, selbstsicher und klar in unseren Handlungen oder schwanken wir zwischen den Welten, wissen selbst nicht so richtig, wo wir hin gehören und agieren entsprechen unsicher?

 

Profi-Coaches und Hunde – das habe ich wieder einmal gelernt, sind in diesem Fall die besten Begleiter.
Vielen Dank Frau Asgodom für das nette und offene Gespräch.

 

 

Buchtipp:
Das Glück der Pellkartoffeln
Vom Luxus der Zufriedenheit
Sabine Asgodom/Siegfried Brockert
Kösel Verlag

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