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Die Wirkung von Körpersprache

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Über die Wirkung von Körpersprache in der Kommunikation

Ein Interview mit Sami El Ayachi, LL.M., Rechtsanwalt und Hundetrainer

von Michaela Knabe, coachdogs® Akademie

 

 

Sami, wir freuen uns, dass Du Dir die Zeit für ein Interview genommen hast und kommen auch gleich zu unserer ersten Frage: Wie kamst Du von Deiner Tätigkeit als Anwalt zum Hundetrainer und Verhaltensberater? Gab es einen konkreten Anlass für Dich?

 

Ich hatte selbst einen problematischen Hund. Wenn ich an den Punkt komme, an dem die Leute sagen „das ist so“, dann frage ich weiter. Und so bin auf Reisen gegangen und habe Seminare besucht. Meine Zielsetzung war nicht primär, Trainer zu werden. Ich wollte einfach verstehen, wie ich mit meinem Hund gut umgehen kann. Auch meine Tätigkeit als Anwalt habe ich immer so verstanden: die Dinge beobachten, den Menschen zuhören und sehr individuell darauf eingehen. Es gibt sehr viele Parallelen in der Beratung von Menschen und der Arbeit mit Hunden, die dazu geführt haben, dass ich einen guten Blick für Menschen und Situationen habe. Und so hatte ich auf einmal die Idee des Longierens im Kopf.

 

Was fasziniert Dich an der Kommunikation zwischen Mensch und Hund am meisten?

 

Die ursprüngliche Faszination war, dass der Hund dem Menschen absolut konzentriert zuhört und dranbleibt. Beim genauen Hinschauen kam mir immer mehr der Gedanke, was ich mit meinem Körper und vor allem mit meiner Körpersprache alles tun kann. Ich habe dann selbst versucht, stimmig zu werden. Was nimmt der Hund an meiner Kommunikation wahr? Aber auch: wo und wann schaltet er ab und was muss ich als Mensch leisten, um die Kommunikation zu fördern - und zwar nicht nur in den Bereichen, in denen es um Konditionierung geht.

 

Was glaubst Du, ist der Schlüssel für ein besseres Miteinander zwischen Mensch und Hund? Was brauchen beide Seiten?

 

Der Schlüssel ist, dem Hund klar zu vermitteln, was ich von ihm möchte. Welchen Anspruch und welche Zielsetzung habe ich? Wie gehe ich durchs Leben? Und wo will ich hin? Das Faszinierende am Longieren ist: wenn der Mensch sich völlig klar und deutlich bewegt, sein Ziel vor Augen hat, weiß wo er hin will und den Blick genau darauf gerichtet hat, dann läuft der Hund plötzlich auf Schulterhöhe - selbst Hunde, die sonst eher nicht leinenführig sind.

 

Beim Longieren bekommen Menschen ein Bewusstsein für Körperspannung, für Bewegungen und für das Miteinander. Es geht darum, Erfolgserlebnisse zu schaffen und dieses Bewusstsein für Körpersprache dann auch in andere Bereiche zu übertragen.

 

Welchen Vorteil haben diese Erfolgserlebnisse nicht nur für die Mensch-Hund-Beziehung, sondern auch für die Mensch-Mensch-Beziehung?

 

Menschen lernen, was Stabilität heißt und was es heißt, Raum bewusst einzunehmen. Wenn du plötzlich das Gefühl hast, dass du mit beiden Beinen stabil im Leben stehst und innere Klarheit hast, dann verändern Menschen sich in ihrer körpersprachlichen Präsenz.

 

Ich habe Menschen erlebt, die sich schwer getan haben, eine Präsentationen zu halten und die auf einmal ein ganz anderes Bewusstsein für Raum und Zeit hatten. Menschen, die gelernt haben, sich zu öffnen und den Raum zu nutzen, ohne in den Bewegungen hektisch oder nervös zu werden. Ein gutes Körpergefühl kann einem wahnsinnig viel helfen, sicherer zu werden bzw. wenn ich mal nicht weiter weiß: kurz innehalten, stabil stehen und so die nötige Ruhe finden.

 

In unserem Trainings-Angebot wählen wir genau diesen Ansatz: Bei uns lernt der Mensch vom Hund. Was können Menschen Deiner Meinung nach noch von Hunden lernen?

 

Menschen können lernen, ihre Wahrnehmung zu schulen: sich selbst gut zu kennen, um daraus dann das Bewusstsein zu entwickeln, was um mich herum passiert. Menschen können lernen, klare und deutliche Signale zu setzen, aber auch empathisch auf andere einzugehen. Es geht um die Frage, was „führen“ wirklich heißt. Die richtige Mischung zu finden, klar zu formulieren, was du von anderen erwartest, aber auch zu erkennen, an welcher Stelle der andere möglicherweise Hilfe und Unterstützung von mir braucht.

 

Daraus entwickelt sich dann eine natürliche Autorität. Jemanden da abholen können, wo er gerade steht. Wissen, was der andere tut, ohne ihn permanent zu kontrollieren. Herausfinden, wo Mitarbeiter ihre Stärken einbringen und ihre Schwächen kompensieren können.

 

Dafür müssen wir genau beobachten und hinterfragen: Was glaubst du, könnte dir jetzt helfen? Damit signalisiere ich dem anderen, dass er sich auf mich verlassen kann, gebe ihm aber trotzdem Freiräume. Wenn Menschen wenig Blick dafür haben, was die Leute eigentlich machen, dann fangen sie an zu kontrollieren und blockieren in dem Moment ganz viel Kreativität.

 

Wenn die Kommunikation grundsätzlich stimmt, sind so viele Dinge möglich. Wenn sie nicht stimmt, spiegelt dir das der Hund sofort zurück.

 

Vielen Dank lieber Sami für das nette und offene Gespräch.

 

 

Der coachdogs® Buchtipp:

Körpersprachliches Longieren mit Hund

von Sami El Ayachi LL.M.

Kosmos Verlag, 1. Auflage, Oktober 2015

ISBN: 978-3-440-14748-1

 

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