Nina Ruge über Vertrauen, das Leben im Augenblick und Lupo
Wer kennt sie nicht aus zahlreichen TV-Auftritten und aus ihrer eigenen Sendung „Leute heute“? Nina Ruges Engagement ist vielfältig und ihr Weg facettenreich. Das liegt wohl an der Begeisterung für ihre Aufgaben – und davon gibt es einige.
„Mit Hund wird alles gut!“, davon ist Nina Ruhe fest überzeugt.
Ursprünglich Lehrerin hängte Nina Ruge ihren Beruf an den Nagel, als sie spürte, dass eine Menge „alternativer Energie“ sie in andere Betätigungsfelder zog. Über die Produktion von Hörfunkbeiträgen entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Spielfilm. Sie zog nach Berlin, im Gepäck ihren grenzenlosen Optimismus gepaart mit der Bereitschaft für Vollblut-Einsatz wenn es um ihre Sache geht. Ihr Einstieg in die glitzernde Medienwelt begann als Gardrobiere, später wurde sie Script-Girl und schließlich Regieassistentin bei etlichen Film- und Fernsehproduktionen. Der Co-Moderation des „heute journal“ folgten zahlreiche weitere Sendeformate, u. a. bei der Deutschen Welle und 3sat. Später ihr werktägliches Nachrichtenmagazin „heute Nacht“, ihre erste personalisierte Sendung sowie die sonntägliche politische Talkshow „19zehn“ bei 3sat im Wechsel mit Helmut Markwort und Gerd Ruge. Dann der Umzug nach München und Start ihres täglichen ZDF-Unterhaltungsjournals „Leute heute“ und die Showbiz-Portraits in „V.I.P. Stars und Stories“. 2007 beendete Nina Ruge ihre Moderatorentätigkeit bei „Leute heute“ und moderiert seitdem für ARD und ZDF verschiedene Sendereihen.
Soweit zur Moderatorin denn das ist lange nicht alles. Da ist die Journalistin, die eigene Kolumnen in „Reader´s Digest“ oder „Schöner fühlen“ veröffentlicht. Als Schriftstellerin hat Nina Ruge bis heute 17 Bücher geschrieben und veröffentlicht. Das neueste ist gerade erschienen. „Josef und seine Brüder“ ist ein modernes Kinderbuch um eine der schönsten Geschichten der Bibel. Als Unternehmerin bringt sie ihre eigenen Produkte heraus. Eine Badserie ist dabei, schönes Geschirr und Schmuck.
Die Unternehmerin
Für das Feinkosthaus Käfer begibt sie sich in ihrer zweiten Heimat Italien immer wieder auf kulinarische Entdeckungstouren und findet als Food-Scout in abgeschiedenen Bauernhöfen feinste kulinarische Leckerbissen, die den klangvollen Namen „Cascina Santo Stefano e Amici“ tragen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Leib und Seele hinter all diesen Projekten stehe. Diese Dinge sind durch einen roten Faden verbunden. Der Schmuck zeigt mir Glückssymbole, mein neuer Raumduft wirkt stimmungsaufhellend und die Sinnsprüche sind Streicheleinheiten für die Seele.“, so antwortet sie auf die Frage nach der Möglichkeit, unglaubwürdig zu werden bei so viel unterschiedlichem Engagement. Eben das macht sie aus, ihr vielfältiges Engagement. Die Begeisterung für ihre Ideen, andere Menschen und die Offenheit für neue spannende Projekte.
Die Botschafterin
Auch ihr ehrenamtliches Engagement ist eine Herzensangelegenheit. Seit 1990 setzt sie sich unter anderem für UNICEF ein, ist nach zahlreichen Besuchen in Kinderheimen in Rumänien und Nigeria heute Botschafterin für die Organisation, vertritt diese auf zahlreichen Veranstaltungen. „UNICEF ist für mich der beste „intelligence service“ auf der Welt. Weil den Kindern in armen Ländern mit so großer Intelligenz die Hand gereicht wird – um sie mitzunehmen auf einen Weg, der Bildung heißt, Schutz, Gesundheit und Selbständigkeit. Helfen mit Sorgfalt, Sensibilität für und mit den Menschen vor Ort.“, erklärt Nina Ruge die Beweggründe für ihr UNICEF-Engagement. Ihr fällt auf, was viel zu oft übersehen wird. Die Lebenshindernisse, vor denen gerade Frauen mit Behinderung stehen zum Beispiel. „Einen Beruf haben, selbstbestimmt leben, reisen, heiraten, eine Familie gründen: Selbstverständlich normalerweise im Leben von Mädchen und Frauen.
So gut wie unmöglich für Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen. Da gibt es so viel, was sich ändern muss.“ Das Netzwerk von und für Mädchen und Frauen mit Behinderung setzt sich ein für Hilfe untereinander, Kontakt und Austausch. Nicht Hilfsbedürftigkeit soll unterstützt werden sondern Akzeptanz – Tabus sollen geknackt werden. Nicht warten, Tun ist das Ziel. Dies unterstützt Nina Ruge als Schirmherrin. „Ich bewundere dieses Engagement, diese Eigeninitiative.“ Sie selbst weiß, dass es genau das ist, was wir brauchen, Eigeninitiative eines jeden Einzelnen und vertrauen auf uns selbst. Nicht warten auf Lösungen von außen. Den eigenen Weg gehen, Schritt für Schritt.
Hundeleben
Mit der Beendigung ihrer täglichen Sendung „Leute heute“ kam eine neue Flexibilität ins Leben. Keine tägliche Präsenz beim Sender, keine festen täglichen Sendungen. Interessante Projekte gibt es weiterhin. Mehrere Sendereihen hat sie bei ARD und ZDF, aber auch mehr frei einteilbare Zeit. Ein alter Traum rückte näher: Ein Leben mit Hund! Im Juli 2008 war es soweit. Lupo, ein Entlebucher Sennenhund, zog ein und das ohnehin schon bunte Leben bekam einen noch bunteren Anstrich. Füttern, Gassi gehen, Spielen, diverse Erziehungseinheiten, Hundespielgruppe.
Die Liste der Aufgaben ist lang, ein ganzes Hundeleben. All die neuen Pflichten im gerade gewonnen Freiraum. Warum?
Kleine Fluchten
„Das sind kleine Fluchten aus meinem eng getakteten Terminkalender. Wenn möglich, nehme ich Lupo auf meine beruflichen Termine mit. Und er weiß das zu schätzen, ist lammfromm, versprüht jede Menge Hunde-Charme. Wenn ich Texte lernen muss, dann tue ich das auf ausgedehnten Spaziergängen mit ihm.“ schreibt Nina Ruge in ihrer Kolumne. Das ist es wohl, was unser Leben mit Hunden so wertvoll macht, lerne ich im Dialog mit Nina Ruge einmal mehr. Die Fluchten, die sie uns ermöglichen aus dem hektischen Alltag, aus den sich überschlagenden Ereignissen und dem oft widersprüchlichen Verhalten von Menschen. Auf meine Frage, ob sie etwas von Lupo gelernt habe, kommt eine klare Antwort: „Ich habe ganz viel von Lupo gelernt. Dass es absolut wichtig ist, sich immer auf EINE Sache zu konzentrieren, und zwar ganz wichtig ist, sich immer auf EINE Sache zu konzentrieren, und zwar ganz. Dass es toll ist, auch mal faul zu sein. Und ich habe täglich vor Augen geführt bekommen, was mir selbst der größte Schatz ist: Liebe ist das Wichtigste auf der Welt!“ Das klingt nach eine intensiven Beziehung, einer Beziehung zwischen Mensch und Hund, die oft auch die zwischenmenschlichen Beziehungen bereichert, weil sie uns auf Wesentliches bringt. Was genau diese Beziehung ausmacht, möchte ich wissen. „Lupo und ich respektieren uns gegenseitig. Immer und in jeder Situation. Und die Rollen sind ganz klar: Ich bin die liebevolle Chefin – und er ist der liebevolle Tausendsassa. Wir haben Rituale, wir haben Lernprogramme, und wir haben Spielstunden. Das Schönste ist: Wir vergessen dann die ganze andere Welt.“ So berichtet sie von ihrem neuen Leben. Es klingt nach Zufriedenheit, nach Harmonie. Und ich erkenne einmal mehr, wie wichtig dies ist. Viele Aufgaben, die erfüllend sind und trotzdem die Balance halten. Klingt einfach und braucht doch so viel Selbstreflexion.
Leben im Augenblick
„Zufriedenheit ist nicht, wenn ich immer mehr kriege. Sondern wenn ich mit dem, was ich bin und habe, glücklich bin. Ganz Horst-Eberhard Richter: „Haben oder Sein“. Unsere Gesellschaft wendet sich – vielleicht – in der Krise stärker dem „Sein“ zu denn dem „Haben“. Was eine große Chance ist für gesellschaftliche Harmonie.“ antwortet Nina Ruge auf meine Frage, ob sie daran glaubt, dass es wichtig ist, dass Menschen das tun können, was sie lieben (es ist unser Motto und unsere Initiative www.i-love-what-i-do.com) „Was vielleicht wichtig ist aktuell. Wir brauchen ein neues Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Auf die eigenen Stärken, auf das eigene Tun. Kreativität, Mut, Flexibilität. Jede Krise pustet das Knorrige weg und bricht es. Das Biegsame, das Flexible überlebt.“ Eine schöne Metapher, die zeigt, wie wichtig Vertrauen ist.
Neues Vertrauen
Die Wirtschaft zeigt es uns in jeder Meldung. Vertrauen sich Menschen nicht mehr, gibt es keine Basis für Zusammenhalt. Nina Ruges Sicht hierzu kommt direkt aus dem Herzen: „Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens niemals erreicht werden kann – sagt Khalil Gibran. Und Vertrauen beginnt immer mit dem Vertrauen in sich selbst, in das Leben – für viele auch in Gott. Dann entwickele ich die Antennen, die mir sagen, wem ich vertrauen darf und kann – und werde dennoch niemals meine Eigenverantwortung abgeben an andere. Das tun Hunde übrigens auch nicht.“
Was ihr am allerwichtigsten ist im Zusammenleben mit Lupo, möchte ich zum Schluss wissen. „Das Leben im Augenblick. Und wenn ich bereit bin dafür, hilft er mir, dort hinein zu springen. Dann ist alles gut.“
„Es hat sich viel zu viel Alltag ins Leben geschlichen. Mut, Selbstvertrauen oder auch das Lachen sind uns abhanden gekommen. Verbissen meistern wir den Tag, fallen Abends erschöpft ins Bett und nehmen uns immer wieder vor irgendwann glücklich zu sein. Doch die Momente des Glücks, der kleinen Freuden, der Entspannung können sofort gelebt werden, denn sie verändern nicht nur einen ganzen Tag, sondern lassen vielleicht sogar Träume wahr werden. Tipps, Tricks und viele Ratschläge, die helfen, Streicheleinheiten für Körper und Seele nicht auf morgen zu verschieben.“
„Alles wird gut!“ Heyne-Verlag
von Nina Ruge und Margaretha Höbener